Wenn man über Gaming-Mäuse spricht, kann man eigentlich an Razer nicht vorbeikommen. Um die Jahrtausendwende (die älteren werden sich erinnern…) war Razer nämlich das erste Unternehmen, das mit der „Razer Boomslang“ die allererste echte Gaming-Maus auf den Markt gebracht hat. Zwar noch als Kugelmaus, aber zumindest erstmalig mit dem klaren Fokus auf Gamer. Vorher musste jeder Gamer auf normale Büro-Mäuse zurückgreifen (wie in meinem Fall die immernoch gute Microsoft Intelli 3.0), da es die Zielgruppe „Gamer“ so noch nicht wirklich gab.
Über verschiedene Zwischenstationen (Razer Diamondback, Razer Copperhead) kam dann bereits vor einer Dekade die erste Razer Deathadder auf den Markt, die seitdem in verschiedenen Evolutionsstufen das Flaggschiff des Razer-Sortiments darstellt. Auch wenn uns vieles bei den Marketing-Sprüchen von Razer stört (dazu später mehr), so erfreut sich die Deathadder großer Beliebtheit bei Casuals und eSports-Pros. Sogar SKT Faker, der beste Pro in League of Legends nutzt die Deathadder. Aber: Wie gut ist das Razer-Flaggschiff wirklich, oder lässt man sich vom großen Namen blenden? Wir sind der Qualität der Maus in unserem Razer Deathadder Test auf den Grund gegangen!
Das Negative vorweg: Das stört uns an Razer
Wie immer bei großen Marktführern (egal in welchem Marktsegment) gibt es auch bei Razer so manche Entscheidungen, die wir als kritische Hardware-Nerds nicht immer gutheißen können. Ein gutes Beispiel dafür ist die Abschaffung der legendären Cherry MX-Switches bei den Blackwidow-Keyboards, die dann durch eigens hergestellte Switches ersetzt wurden (wahrscheinlich in der Produktion günstiger). Dies wurde dann mit viel Marketing-Tamtam als „Upgrade“ verkauft, obwohl man gerade die besten Switches am Markt aus der Tastatur wegrationalisiert hatte.
Gerade dieses Marketing-Tamtam bei Razer stört uns auch: Klar ist all das grüne Design irgendwie schick und konsistent, verbreitet aber einen Fokus auf die falschen Kaufkriterien bei den Endkunden. Statt einmal den genauen Maus-Sensor auf der Verpackung zu benennen (Spoiler: Der ja auch richtig gut ist), wirbt man mit 16 MILLIONEN FARBEN (!!11) und VERGOLDETEN USB-STECKERN (!!!!!!!111) stattdessen. Der großen Zielgruppe mag das Gefallen, wir finden jedoch dass dadurch die falschen Kaufanreize gesetzt werden. Etwas mehr Nüchternheit und weniger „Bling“ wäre da schön.
Beispiel gefällig? Hier gibt’s eine Portion Bullshit-Bingo vom feinsten (Sorry, Razer):
Razer Deathadder Test: Die Features der Maus
Genug negatives Vorgeplänkel, denn es geht ja um die Qualität der eigentlichen Maus. Hier der erste Blick auf die Features im Razer Deathadder Test:
PixArt SDNS-3988 Sensor: | Der PixArt SDNS-3988 wird seit der 2013er Deathadder in der Maus verbaut und ist ein exzellenter, fehlerfreier Sensor. Er weist keinerlei Tracking-Fehler oder Mauskorrekturen auf, sondern gobt das Signal 1:1 unverfälscht an den Rechner weiter. |
6.400 DPI: | Genug DPI für alle Anwendungsfälle, lasst euch hier bloß nicht von abstrusen Konkurrenzwerten a la „16.000DPI OMG“ blenden. |
Asymmetrische Form: | Die Form ist recht einzigartig, lässt sich jedoch grob mit der Rival vergleichen: Asymmetrisch mit einem höheren „Buckel“ links, an dem auch die Daumentasten angebracht sind. Die Deathadder hat jedoch größere Tastenflächen, die nach vorne hin noch breiter werden. Für Linkshänder definitiv ungeeignet, dafür gibt es bei Razer jedoch eine Variante speziell für diese seltene Spezies. |
5 Mouse Buttons: | Die Button-Anordnung entspricht der Rival 300, lediglich auf einen DPI-Switch wurde verzichtet. Dadurch ergeben sich zwei Mouse Buttons, zwei Daumentasten und das Mausrad zum „Runterdrücken“. |
105g Gewicht: | Die Deathadder ist erfreulich leicht: Mit nur 105g Gewicht liegt sie 15-20g unter den vergleichbaren Flaggschiffen der Konkurrenz (Logitech G502 und SteelSeries Rival 700). |
Razer Deathadder Test:
Haptik & erster Eindruck
Beim ersten „Anfassen“ der Maus im Razer Deathadder Test fällt die interessante Oberflächenbeschichtung auf: Diese ist komplett anders als bei allen Mäusen, die wir in unserem Leben bisher in der Hand halten konnten. Die Oberfläche ist stark angeraut und fühlt sich durch diese Texturierung etwas wie Sandstein an, jedoch keineswegs unangenehm. Im Gegenteil: Uns gefällt die Struktur, da sich relativ wenig Feuchtigkeit bei der Hand bildet und der Grip erhalten bleibt.
An den Seiten befinden sich ähnliche Noppen-Gummis wie bei zum Beispiel bei der Rival 300. Diese bieten etwas mehr Grip beim Anheben der Maus; schön finden wir hier, dass auch auf der rechten Seite solch ein Pad verbaut ist und nicht (wie häufig zu sehen) nur auf der Daumenseite. Generell zwar ein gutes Konzept, nur fängt bei uns der Daumen immer an zu schwitzen bei diesem Material – daher gemischte Gefühle.
Ebenso fällt direkt das relativ niedrige Gewicht auf: Zwar ist die Razer Deathadder kein extremes Leichtgewicht wie zum Beispiel die Nixeus Revel, aber mit 105g liegt sie schön leicht in der Hand. Falls man von schwereren Mäusen wechselt (Logitech G502, SteelSeries Rival 700, Xtrfy XG-M2,…), fühlt sich die Deathadder angenehm leicht bei schnellen Lift-Offs an.
Die Mausbuttons bieten einen mittleren Widerstand und sind relativ leichtgängig in der Bedienung. Hier ist ein guter Mittelweg gefunden worden zwischen Leichtgängigkeit (gut für schnelle Taps) und Taktilität (hochwertigeres Klick-Gefühl). Auch die Daumentasten fühlen sich sehr solide an. Besonders gelungen finden wir allerdings deren Größe und Platzierung, da sie selbst bei verschiedenen Griff-Haltungen immer an der perfekten Position waren.
Insgesamt gefällt uns der erste Eindruck in unserem Razer Deathadder Test – trotz allem seltsamen Marketing-Geblubber von „Hyperresponse Buttons“ und „Ultraslick Mouse Feet“ hat Razer hier in punkto Materialauswahl, Haptik und Verarbeitung ein solides Produkt am Start.
Die Razer Deathadder im Game:
Grau ist alle Theorie, grün ist alle Praxis – zumindest wenn man das Farbschema von Razer kennt. Zunächst installierten wir natürlich die aktuelle Razer Synapse Software, um die Funktionen und Einstellungen dort zu checken – auch wenn die Deathadder ohne Software funktioniert. Hier zauberte Razer ein großes „WTF“ in unser Gesicht, als wir zur Nutzung der Software einen Account bei Razer anlegen mussten:
Ernsthaft: Wenn ich mir eine Maus für über 50€ kaufe, dann will ich nicht für die Software noch meine E-Mail-Daten verschenken müssen. Die Synapse-Software ist allerdings an sich nicht schlecht, da sie neben den wichtigen Einstellmöglichkeiten (Polling Rate auf 1.000Hz, Maubeschleunigung aus) auch ein paar nette Möglichkeiten zu Statistiken (Anzahl Klicks, Maus-Kilometer,…) und Heatmaps bietet.
Da wir die normale Razer Deathadder getestet haben, könnt ihr die LED-Beleuchtung in jeder Farbe eurer Wahl einstellen – solange diese grün ist. Für andere Farbgebungen müsstet ihr den Aufpreis für die Deathadder Chroma bezahlen, der derzeit mit 20€ für uns nicht gerechtfertigt ist.
Im Spiel selbst merkt man jedoch schnell, dass Razer all dieses Marketing-Bingo eigentlich nicht brauchen würde; die aktuelle Version der Deathadder ist eine exzellente Gaming-Maus mit perfektem Tracking im Spiel. Die Maus gleitet sehr gut auf mehreren getesteten Gaming-Mauspads (egal ob hart oder weich), wobei wir persönlich das Tracking auf weichen Stoff-Pads besser finden. Auch schnelle Bewegungen und One-Taps (wenn sie uns mal gelingen…) gehen ohne Jittering vonstatten, und der fehlerfreie Sensor vermittelt ständig ein sehr gutes Präzisionsgefühl im Spiel.
Zusätzlich zum leichten Gewicht ist die Deathadder im auch noch gut ausbalanciert: Jeder Lift-Off geht einfach von der Hand, die bei der Konkurrenz oftmals angebotenen Zusatzgewichte (von denen wir ohnehin kein großer Fan sind) werden hier definitiv nicht benötigt. Ebenso erweist sich das Oberflächenmaterial als angenehm: Es ist zwar gefühlt etwas härter als bei anderen Mäusen und daher ungewohnt, dafür beugt die Oberfläche der Schweißbildung gut vor. Lediglich an der Daumenseite kommen manche Gamer (genau wie bei der SteelSeries Rival) eventuell ins Schwitzen.
Speziell haben wir natürlich auf mögliche Doppelklick-Fehler Ausschau gehalten. Denn: Leider gab es in Foren vermehrt Nutzer, deren Deathadder in der Vergangenheit bei jedem einzelnen Klick einen Doppelklick ausgelöst hat – was jeglichen Einsatz im Spiel natürlich unmöglich macht. Während Razer Kunden mit diesem Problem anstandslos eine neue Deathadder zur Verfügung gestellt hat, wäre dies natürlich ein großes Qualitätsproblem. Wir haben in unseren Testexemplaren im Razer Deathadder Test keine Probleme feststellen können, wollten aber diesen Punkt natürlich nicht unerwähnt lassen.
Razer Deathadder Test: Fazit
Hach Razer, warum könnt ihr nicht etwas „normaler“ über eure Produkte kommunizieren, ohne sie gleich mit irgendwelchen Pseudo-Features für die n00b-Zielgruppe attraktiv zu machen? Denn: Die Razer Deathadder ist auch ohne das ganze „Drumherum“ eine sehr gute Gaming-Maus mit wirklich guten Komponenten und einer äußerst soliden Haptik. Daher ist es für uns verständlich, dass sie sich unter eSports-Profis wie SKT Faker oder TSM Doublelift großer Beliebtheit erfreut (wobei hier natürlich auch Sponsor-Verpflichtungen eine Rolle spielen). Während wir den Aufpreis zur Deathadder Chroma (hat RGB-Beleuchtung) und Deathadder Elite (mehr DPI am Sensor, braucht man nicht) nicht wirklich bezahlen würden, ist die ganz normale Razer Deathadder aus unserem Test eine sehr gute Gaming-Maus mit ordentlichem Preis-Leistungs-Verhältnis!