Stand: Dezember 2018
Gamer Headsets überfluten derzeit nahezu den Markt: Jeder halbwegs auf Gaming ausgerichtete Hersteller hat mindestens ein Headset im Programm, das (laut Hersteller) speziell auf die Bedürfnisse von uns Gamern ausgerichtet ist. In der Realität muss man sich nach Studium vieler Exemplare jedoch fragen, ob nicht eher unsere Geldbörsen im Fokus der Hersteller stehen: Die Qualität der Audioleistung rauscht oftmals lauter, als die Autobahn A5 in Nähe Frankfurt Airport. Bunte Schachteln, knallrote Headset-Bügel und das Sponsoring von eSports-Profiteams täuschen dabei oftmals über Qualitäts-Defizite hinweg. Grund genug für uns als audiophile Gamer zu untersuchen, auf was man (statt den Marketing-Texten der Hersteller) beim Kauf des besten Gaming-Headsets wirklich achten muss. Dazu klären wir zuerst ein paar Marketing-Mythen auf und empfehlen euch im Anschluss ein paar sehr gute Optionen für das beste Gaming Headset 2019!
Artikelübersicht:
1. Mythen über Gamer-Headsets
2. Unsere Empfehlung: Studiokopfhörer für beste Soundqualität
3. Reine Gamer-Headsets: Unsere Tipps
4. Fazit
Gamer Headsets: Die Welt der Marketing-Mythen
Da der Bereich „Audio“ sehr komplex und für viele unverständlich ist, lässt sich genau hier mit bunter Verpackung und noch bunteren Marketing-Texten die Kundschaft überzeugen. Wer will sich schon tiefgehend mit Frequenzbereichen, Klangphysik und HiFi-Fachbegriffen auseinandersetzen? Die meisten wählen den einfacheren Weg und nehmen das Gamer-Headset mit den meisten Buzzwords in der Artikelbeschreibung („Virtueller Surround-Sound!!!1 Herausragendes Klangerlebnis!!!111 Erweiterter Breitband-Frequenzgang!!!1111elf“). Falls ihr eure Kaufentscheidung etwas bedachter angehen wollt, dann lest wenigstens die nächsten beiden Punkte zu den größten Mythen des Gamer-Headset-Marktes:
Gamer Headset Mythos #1: 5.1-/7.1/-Surround-Sound
Sehr viele Hersteller von Gaming-Headsets rühmen sich mit der Behauptung, durch 5.1-Systeme oder gar 7.1-Systeme einen 3D-Sound herstellen zu können. Dieses System kennt ihr von der Dolby-Surround-Anlage aus dem Kino: Verschiedene, im Raum verteilte Lautsprecher senden ein jeweils unterschiedliches Signal. Das menschliche Ohr kann dann durch verschiedene Lautstärken der Signale auf den jeweiligen Lautsprechern den Eindruck erwecken, dass sich bestimmte Signale eher links, hinten, oder rechts von der Person befinden – oder gar die Position wechseln, zum Beispiel bei dem Vorbeifahren eines Autos. Dies ist die Erweiterung des Stereoeffekts, bei dem lediglich durch zwei verschiedene Kanäle (links & rechts) eine Räumlichkeit gegeben ist:
Aber: Bei einem Kopfhörer kann dies kein echter 3D-Sound sein! Ein wirklicher 3D-Sound ist nur dann gegeben, wenn alle Achsen flexibel dargestellt werden können. Bei festsitzenden Kopfhörern auf euren Ohren können nur zwei statt drei Achsen abgebildet werden, wodurch echter 3D-Sound unmöglich ist (wenn das ein Hersteller schreibt, ist es leider Quatsch).
Viele Hersteller von Gaming Headsets versuchen nun, diesen 7.1-Effekt zu simulieren, indem sie in die Ohrmuschel des Kopfhörers mehrere kleine Lautsprecher einbauen. Diese sollen den Klangcharakter eines 7.1-Systems nachstellen:
Durch sehr gute Software (wie z.B. von Razer) kann dadurch eine Simulation von Surround-Sound auf zwei Achsen entstehen. Aber: Das Einbauen von mehreren kleinen Lautsprechern wirkt sich negativ auf die Klangqualität des Headsets aus! Nicht nur sind die Soundquellen kleiner, sondern sie übertönen sich häufig mit ein und dem selben Signal; dies verwirrt viele Ohren (die übrigens auch subjektiv viele Geräusche verschieden wahrnehmen) und beeinträchtigt die Klarheit des Signals. Am Ende des Tages ist ein solcher „7.1-Kopfhörer“ nur eine Simulation, die unserem Gehirn durch Lautstärkeunterschiede, Laufzeiten und andere Frequenzen eine Räumlichkeit vorspielt. In den meisten Fällen kann unser Ohr die Räumlichkeit eines guten Stereo-Signals besser verorten, als eines 7.1-Signals.
Gamer Headset Mythos #2: Herausragende Klangqualität
Eines vorweg in unserem Gamer Headset Test: Die Wahrnehmung eines Klangsignals ist subjektiv und von der Beschaffenheit des Ohres der jeweiligen Person abhängig. Jedoch kann man auch objektiv messen, wie authentisch ein Signal wiedergegeben werden kann. Kurz zur Theorie (wen ich nun langweile → geht ganz schnell!): Jeder Klang in einem Spiel hat einen gewissen Frequenzbereich, der in Hertz angegeben wird. Ein dumpfer Granatenschlag in CS:GO kann zum Beispiel im Bassbereich von 70 Hertz liegen, während der hyperventilierende Teammate, der den Stimmbruch noch vor sich hat, im hohen Bereich von 6.000 Hertz liegen kann. Daher seht ihr in der Beschreibung eines Gaming-Headsets auch immer die Angabe des Frequenzspektrums (z.B. 100 – 20.000 Hertz beim Razer Kraken). Zunächst: Lasst euch von dieser Angabe bei eurer Kaufentscheidung nicht beeinflussen – wer will schon Pieps-Frequenzen über 18.000 Hertz hören und davon taub werden?
Was jedoch noch schlimmer ist, ist die Tatsache, dass Hersteller von Gaming Headsets häufig diverse Frequenzbereiche anheben, um angeblich wichtige In-Game-Sounds stärker hervorzuheben. Kurz als Beispiel – Hier seht ihr die Normalverteilung eines Equalizers mit den jeweiligen Frequenzbereichen:
Gaming-Headsets haben nun oftmals stark erhöhte Bässe und Höhen, um diese angeblich wichtigen Frequenzbereiche stärker anzuheben (in Fachkreisen auch wegen der abgesenkten Mitte „Badewanne“ genannt):
Leider verfälscht dies den Sound so stark, dass ihr bei jedem AWP-Schuss in Counterstrike nur noch ein dumpfes Grollen wahrnehmt. Ihr könnt testweise bei eurem Autoradio mal die Bässe und Höhen hochdrehen und ihr werdet merken, dass der Sound dadurch stark verfremdet wird. Was viele Hersteller von Gaming-Headsets gut meinen und als herausragende Klangqualität verkaufen möchten, ist häufig leider ein Schuss nach hinten. Im Vergleich zu stinknormalen HiFi-Kopfhörern, die für eine neutrale und möglichst klare Klangwiedergabe konzipiert sind, ist das Sounderlebnis bei vielen Gaming-Headsets dadurch um einiges schlechter.
Unsere Lösung: Das beste Gamer Headset 2019
Hat man diese beiden Mythen entschlüsselt, so lautet unsere erste Empfehlung: Bevorzugt bei eurem Kauf auf jeden Fall ein ordentliches Stereo-Headset mit gutem, neutralem Klangcharakter. Die noch bessere Lösung wäre jedoch: Kauft euch einen HiFi-Kopfhörer der arrivierten Hersteller (AKG, Beyerdynamic, Sennheiser) und ein günstiges Clipmikrofon (einfach ans Kopfhörerkabel hängen) dazu! Damit werdet ihr den bestmöglichen Stereo-Klang auf euren Ohren haben, der nicht durch falsche Surround-Simulationen verwaschen oder dumpf wird. Außerdem klingt einfach alles besser und das Mikro stört nicht beim Essen oder Trinken 🙂
Die Vorteile einer HiFi-Lösung:
- Besserer Klang (lest mal die Meinungen der Audio-Liebhaber im HiFi-Forum hierzu)
- Stabiler und besser verarbeitet da oft Made in Germany (z.B. Beyerdynamic) oder Made in Austria (z.B. AKG)
- Bessere Komponenten (allein die Stecker zur Verbindung mit dem Rechner sind durchgehend hochwertiger)
- Auch perfekt geeignet als Kopfhörer für Musik (z.B. auf dem Weg zu Schule oder Uni)
Für die Sounds im Spiel ist dies auch besser: Ihr hört die Schritte der Gegner in CS:GO klarer und könnt durch das differenziertere Klangbild viel besser die wichtigen Dinge im Spiel heraushören. Das bringt nicht nur mehr Klangfreude, sondern auch einen Vorteil gegenüber euren Gegnern die sich erst durch den dumpfen Frequenzdschungel ihrer angeblichen Surround-Welt kämpfen müssen.
Konkret empfehlen wir euch im Gamer Headset Test 2019 folgende Kopfhörer in Verbindung mit dem Zalman-Clipmikro; sie alle bieten euch exzellenten In-Game-Sound, hervorragende Verarbeitung (auch ein wichtiger Punkt – viele Gamer-Headsets sind leider unzureichend verarbeitet) und sind sehr einfach anzuschließen:
1. AKG K 701 und Zalman Clipmikro
Wenn Klang einen erhöhten Speichelfluss auslösen kann, dann am ehesten mit dem AKG K 701. Dieser Kopfhörer ist das Referenzmodell des österreichischen Herstellers und ist bekannt für seine perfekte, neutrale Klangwiedergabe. Kein Wunder dass Klang-Liebhaber und Studio-Produzenten weltweit auf ihre AKGs schwören. Was für Musik schon perfekt ist, ist im Spiel natürlich auch genial: So klar habt ihr die Bewegungen eurer Gegner in CS:GO noch nie hören können. Der in österreich hergestellte Kopfhörer ist perfekt verarbeitet und bietet vergoldete Klinkenstecker zur störungsfreien Übertragung des Signals. Mit angeclippten Zalman-Mikro (einfach an das Kabel anheften) habt ihr euch das beste Gamer Headset gebaut, dass ihr für euer Geld bekommen könnt. Klare Empfehlung im Gamer Headset Test 2019!
Der Preis: Der AKG K701 kostet derzeit 189€ auf Amazon. In Verbindung mit dem Clipmikro von Zalman (6€) kommt ihr auf insgesamt unter 200€!
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2. Sennheiser HD 598 und Zalman Clipmikro
Etwas günstiger als der AKG, aber ähnlich gut: Der HD 598 von Sennheiser ist ein High-End HiFi-Kopfhörer der Musik und Gamesounds perfekt wiedergibt. Die Höhen sind kristallklar, ohne grell oder klirrend zu wirken (selbst bei hohen Frequenzen). Ebenso steuert der HD 598 die Bässe sehr gut aus und überzeugt durch präsente Mitten und Tiefmitten. Diese Dynamik schafft auch ein sehr gutes Raumgefühl im Stereobereich, was jedem ambitionierten Zocker weiterhilft. Die Verarbeitung ist (Sennheiser-typisch) auf sehr hohem Niveau; ebenso kann man den HD 598 durch die schicke Optik auch als Kopfhörer für unterwegs benutzen.
Der Preis: Der Sennheiser HD 598 ist zum Preis von 165€ auf Amazon erhältlich. In Verbindung mit dem Clipmikro von Zalman (6€) landet ihrbei knapp 170€!
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3. Beyerdynamic DT-990 Pro und Zalman Clipmikro
Qualität Made in Germany muss nicht teuer sein: Zum Preis von China-Headsets bekommt ihr mit dem DT-990 Pro einen herausragend verarbeiteten Kopfhörer, der in Verbindung mit dem Zalman-Mikrofon ein exzellentes Gamer Headset darstellt! Seit den frühen 80er Jahren ist diese Kopfhörerserie mit seinen Vorgängern in weltweiten Studios äußerst beliebt. Audiophile Profis (das heißt auf „Deutsch“: Audio-Nerds) zählen auf die perfekte, neutrale Klangwiedergabe in Verbindung mit der hohen Fertigungsqualität und dem angenehmen Tragekomfort. Auch in langen Spielsessions ist er äußerst gut zu tragen und stellt in Anbetracht von Qualität und Preis einen hervorragenden Wert dar.
Der Preis: Der Beyerdynamic DT-990 Pro kostet 139€ auf Amazon. Zusammen mit dem Zalman Clipmikro landet ihr bei sehr guten 145€!
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4. Falls es günstiger sein muss: AKG K518 und Zalman Clipmikro
Wenn das Geld etwas knapper sitzt (passiert den besten) und man trotzdem einen hochwertigen In-Game-Sound möchte, bietet sich der AKG K518 in Verbindung mit dem Zalman-Clipmikro in unserem Gamer Headset Test 2019 an. Für knapp 60€ erhaltet ihr eine Headset-Lösung, die für günstiges Geld eine gute Audioleistung bietet. Durch die geschlossene Bauweise wird der Bass stets gut wiedergegeben, ohne die Mitten zu überdröhnen. Auch für’s Musikhören „on-the-road“ sehr zu empfehlen!
Der Preis: Der AKG K518 ist auf Amazon für 58€ erhältlich. Zusammen mit dem Zalman Clipmikro landet ihr günstig bei unter 65€!
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Falls Ihr alternativ doch ein reines Gamer-Headset möchtet:
Nun – natürlich gibt es für entsprechendes Geld auch Headsets, die eine ordentliche Soundwiedergabe ohne Rauschen oder Bassdröhnungen liefern. Die folgenden Exemplare stechen dabei im Gamer Headset Test 2019 hervor:
5. Das beste Gamer Headset: Beyerdynamic MMX300
Für uns die Referenz im Bereich Gaming-Headsets: Das vielfach ausgezeichnete MMX300 von Beyerdynamic. Das in Deutschland hergestellte Headset vereint die HiFi-Sound-Qualität von Beyerdynamic (siehe die DT-990 Pro oben) mit den Komfort-Erfordernissen langer Zock-Sessions. Im Vergleich zu anderen Headsets ist die Soundwiedergabe wunderbar neutral, ohne in hohen Frequenzen zu klirren oder den Bass zu stark hervorzuheben. Wer eine kombinierte Lösung sucht für hohe Ansprüche, kommt am MMX300 nicht vorbei. Klar, der Preis ist saftig; dafür bekommt ihr aber eine Lösung, an der ihr jahrelang Freude haben werdet.
Der Preis: Das Beyerdynamic MMX300 kostet happige 326€ auf Amazon. Klar: Das ist der High-End-Bereich und für die meisten zu teuer.
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6. Das Headset der LCS: Plantronics Gamecom Commander
Falls ihr euch schon immer gefragt habt, welche Headsets die Profis in der LCS bei League of Legends benutzen: Hierbei handelt es sich um modifizierte Exemplare des Plantronics Gamecom Commanders (siehe Erklärung von Plantronics dazu auf Reddit). Diese sind jedoch relativ teuer und in Deutschland nur schwer erhältlich. Obwohl der Sound recht gut ist, liegt der Fokus eher auf dem Noise-Cancelling für LCS-Bedingungen.
Der Preis: Das Plantronics Gamecom Commander ist auf Amazon nur schwer erhältlich. Ist es verfügbar, so liegt es jenseits der 200€.
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7. Das beste Gaming-Headsets unter 100€
Falls das Geld etwas knapper ist und ihr unbedingt eine kombinierte Gaming-Headset-Lösung sucht, empfehlen wir euch das HyperX Cloud. Dieses Headset kommt der Klangqualität von HiFi-Kopfhörern noch recht nahe und bietet hohen Tragekomfort. Auch ist der Equalizer auf eine neutrale Frequenzverteilung ausgelegt, die Bässe werden nicht überbetont. Für knapp 90 Euro erhaltet ihr mit dem HyperX Cloud eine hochwertige Gesamtlösung!
Der Preis: Das HyperX Cloud Headset ist auf Amazon stets für knapp 93€ erhältlich und damit eine preiswerte, gute Alternative.
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Fazit des Gamer Headset Tests:
Selbst denken statt der Werbung glauben!
Das Kernproblem beim Headset-Kauf ist: Jeder Hersteller schreibt natürlich nur die besten Attribute auf und schmückt sich mit „hervorragenden Klangwelten“ oder anderen Werbesprüchen. Leider kann der normale Nutzer die Qualität nicht bewerten, da er entweder keine Vergleichsmöglichkeit (z.B. A-B-Test aller Modelle anhand klarer Kriterien) oder zu wenig Erfahrung im HiFi-Bereich hat, um Qualität wirklich zu beurteilen. Hinzu kommt, dass die meisten Reviewer bei Amazon natürlich ihren Kauf nicht schlechtreden möchten – und dadurch überschwänglich über eigentlich minderwertige Produkte berichten. Wir empfehlen euch daher stark, eine der oben genannten HiFi-Lösungen zu wählen. HiFi-Qualität und Studionutzung seit mehreren Jahren sagen weitaus mehr über die Eignung eines Gamer-Headsets aus, als tausende von semi-kompetenten Amazon-Reviews. Solltet Ihr in unserem Test nicht fündig geworden sein – schaut auch gerne mal bei der Review-Übersicht der Jungs von Only4Gamers.de vorbei.