Wie ihr in unseren Tastatur-Guides eventuell schon mitbekommen habt, kommen bei uns nur mechanische Tastaturen auf den Gamer-Tisch. Befasst man sich näher mit der Technologie und der Bauweise verschiedener Keyboard-Modelle, so bietet die mechanische Variante (abgesehen vom Preis) einfach entscheidende Vorteile:
- Längere Lebensdauer
- Bessere Haptik
- Präzisere Anschläge
- Reparaturen & Modifikationen sind möglich
Einer der größten Gründe für uns ist jedoch die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Tasten und Anschlagsdynamiken zu wählen: Während sich normale „Rubberdome“-Tastaturen alle ähnlich schwammig anfühlen, gibt es mechanische Tastaturen mit unterschiedlichen Switches – meist Cherry MX mit diversen Farbcodes (MX blue, MX red,…). Eine häufige Frage an uns ist dann immer:
Welche Cherry MX-Switches sind die besten für mich?
Da sich diese Frage nicht in einem kurzen Nebensatz abhandeln lässt, haben wir für euch diesen Guide zu den richtigen Cherry MX-Switches für euren Geschmack geschrieben.
Moment – Was sind Cherry MX Switches eigentlich?
Um das Gedächtnis nochmal aufzufrischen: Bei Tastaturen unterscheidet man zwischen Rubberdome-Tastaturen und Mechanischen Tastaturen. Während bei Rubberdome-Keyboards der Tastenwiderstand durch eine große Gummimatte (mit aufgeprägten Gumminoppen für jede Taste) erzeugt wird, haben mechanische Keyboards jeweils einzelne mechanische Schalter unter jeder Taste, die mit Metall-Federn Widerstand erzeugen. Mechanische Schalter halten dabei viel länger, als es eine Gummimatte jemals könnte (da Gummi ausleiert und mürbe wird).
Der bekannteste (und der qualitativ weltweit favorisierte) Hersteller ist Cherry, ein inzwischen in Deutschland registriertes Unternehmen unter dem Dach von ZF Electronics. Daher werden die Switches im schönen Bayreuth hergestellt – also „German Engineering“ at it’s best 🙂
Andere Beispiele wären Kailh-Switches, oder die hauseigenen Schalter von Razer. Cherry hat die MX-Switches bereits Mitte der 1980er patentieren lassen und stellt sie seitdem erfolgreich her. Durch ihre Haltbarkeit und Performance werden sie in vielen Industrieanwendungen eingesetzt, aber auch für Gamer sind sie erste Wahl.
Die Farbvarianten der Cherry MX-Switches
Die verschiedenen Cherry MX-Switches unterscheidet man anhand von Farbcodes: Cherry MX-Switches gibt es z.B. als MX Blue, MX Red und so weiter. Nur um es klarzustellen: Dies bezieht sich auf die Farbe des Druckpunktes im eigentlichen Schalter – diesen sieht man (durch die Taste, die darauf aufgesetzt wird) im normalen Gebrauch nicht.
Jedes dieser verschiedenfarbigen Schalter-Modelle hat unterschiedliche Eigenschaften, die man beim Tippen & Zocken schnell bemerken wird. Daher sind meist blaue, rote, schwarze oder braune MX-Switches verbaut. Hier seht ihr zum Beispiel einen MX Red und einen MX Blue im Vergleich – achtet besonders auf das lineare Druckverhalten des roten Switches:
Um euch einen Überblick über die Baureihen zu geben, sowie die Unterschiede aufzuzeigen, haben wir das alles in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
MX Red | |||||
MX Brown | |||||
MX Blue | |||||
MX Clear | |||||
MX Black | |||||
MX Green | |||||
MX White | |||||
MX Grey |
Falls ihr nur Bahnhof versteht: Hier die Erklärung zu den einzelnen Spalten (für die Faulen unter euch haben wir ein tl;dr am Ende):
Linear / Taktil:
Die Unterscheidung zwischen linear und taktil beschreibt, ob man beim Drücken der Taste einen taktilen extra-Widerstand spürt (eine Art „Hubbel“ beim Druckpunkt), oder der Druck komplett gleichmäßig (also linear) erfolgt.
Druckpunkt:
Aufbauend auf dem oben genannten Punkt „Linear/Taktil“ beschreibt der „Druckpunkt“, ob man beim Drücken einer Taste merkt, ab welchem Punkt genau das Signal vom Keyboard wahrgenommen wird. Bei den Cherry MX Red spürt man dies durch den linearen Verlauf nicht, während ein MX Blue einen spürbaren „Click“ als Feedback gibt.
Schaltbetätigungskraft:
Die Schaltbetätigungskraft gibt die erforderliche Kraft an, um die Taste über den Schaltpunkt zu führen (also genau der Punkt, an dem der Tastendruck von der Tastatur wahrgenommen wird). Diese Kraft wird in centi-Newton (cN) angegeben – und „Newton“ sollte man eigentlich noch aus dem Physikunterricht als Maßeinheit für Kraft kennen.
Druckpunktkraft:
Bei taktilen Tasten ist vor der Schalterbetätigung ein größerer Widerstands-„Hubbel“ eingesetzt – d.h. ihr braucht mehr Kraft, um die Taste über den Klick-Widerstand zu drücken und den Click auszulösen. Die Druckpunktkraft beschreibt, wieviel Kraft (auch wieder in Newton) dafür nötig ist. Natürlich ist dieser Wert höher als die jeweilige Schaltbetätigungskraft, und fehlt komplett bei linearen Tasten (da kein Druckpunkt).
tl;dr:
Es gibt Tasten mit fühlbarem Druckpunkt (taktil) oder ohne (linear). Die beiden Kraft-Werte zeigen an, wie viel Kraft man für das Drücken des jeweiligen MX-Switch benötigt. Je höher der cN-Wert, desto größer ist der Tasten-Widerstand.
Welche MX-Switches soll ich nun nehmen?
Die meisten mechanischen Tastaturen haben Cherry MX Blues, Reds, Browns oder Blacks verbaut. Switches wie die MX Greys, Greens oder Whites sind sehr selten anzutreffen, da sie schlichtweg für normale Gaming-Anwendungen einen zu hohen Widerstand haben (da höherer Wert in cN). Klar, wir reden hier über minimale Unterschiede – aber bei schnellen Movement-Bewegungen in z.B. CS:GO ist ein möglichst reibungsloses Drücken der Tasten besser. Dies sind unsere Favoriten:
Cherry MX Blues: Unser taktiler Favorit
MX Blue |
Eventuell kennt ihr ja das so typische „klack klack klack“ bei den großen Twitch-Streamern, wenn sie etwas tippen. Dieses Geräusch stammt meist von einem Keyboard mit den bekannten Cherry MX-Blues, die durch ihre Taktilität dieses Geräusch erzeugen. Wer ein leises Keyboard sucht, ist mit den Blues falsch beraten. Das Schreibgefühl ist jedoch exzellent, da sich das Keyboard einfach super knackig anfühlt und ein exzellentes Feedback gibt. Mit 50 cN ist es trotzdem leichtgängig. Unser Favorit!
Beispiel-Keyboards mit MX-Blues: Corsair K70 MX Blue, Ducky Shine, Roccat Ryos
Cherry MX Reds: Linear und von CS:GO-Pros favorisiert
MX Red |
Schaut man auf die Keyboards von CS:GO-Profis, sieht man meistens Tastaturen mit einem bestimmten Switch: Dem Cherry MX Red. Dieser Switch ist linear (also ohne spürbaren Klick-Punkt) und hat mit nur 45 cN den geringsten Widerstand unter allen MX-Switches. Dadurch ist er superleicht zu betätigen und kann bei den vielen Betätigungen zum Movement im Spiel ein minimaler Geschwindigkeitsvorteil sein. Klar, minimal – aber warum einen Switch mit höherem Widerstand nehmen?
Beispiel-Keyboards mit MX-Reds: SteelSeries 6gv2, CM Storm, Ozone Strike MX Red
Cherry MX Browns: Ein Kompromiss aus Reds & Blues
MX Brown |
Etwas seltener anzutreffen sind Cherry MX Browns, obwohl sie ein guter Mittelweg zwischen den Blues und Reds sind: Sie haben zwar ein taktiles Feedback (d.h. man hat ein leichtes „Klick-Gefühl“ wenn die Taste gedrückt wird), aber ein weitaus softeres als bei den MX Blues. Dies äußert sich auch in der niedrigeren benötigten Kraft (45 cN). Falls ihr euch nicht entscheiden könnt ein guter Mittelweg!
Beispiel-Keyboards mit MX-Browns: CM Storm Quickfire, Corsair Strafe, Qpad MK-50
Cherry MX Blacks: Reds, aber knackiger
MX Black |
Die MX Blacks sind ebenso eher seltener verbaut, bieten aber eine interessante Alternative zu den MX Reds: Beides sind lineare Switches und recht ähnlich, jedoch hat die schwarze Variante einen etwas kräftigeren Druckpunkt. Statt 45 cN bei den Reds sind bei den MX Blacks 55 cN zum Tastendruck nötig. Falls euch die Reds etwas zu lasch erscheinen, sind die MX Blacks die richtige Wahl.
Beispiel-Keyboards mit MX-Blacks: SteelSeries 6gv2 (MX Black), Ducky One MX Black, KBT Poker 2