Wir geben es gerne zu: Bei Pro-Gamer-Gear haben wir eine Schwäche für audiophile Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum. Studiomikrofone von Neumann, HiFi-Kopfhörer von AKG, Lautsprecher von Teufel oder in-Ear-Systeme von Beyerdynamic – all das hatten und haben wir noch gerne im Einsatz (auch wenn das Neumann-Mikro finanziell schmerzt...). Dementsprechend angetan waren wir, als Sennheiser mit dem PC 373D sein neues Gaming-Headset ankündigte.
Die Niedersachsen aus Wedemark sind seit vielen Jahrzehnten einer der Qualitätsführer auf dem Kopfhörer-Markt: In den letzten Dekaden gab es immer wieder exzellente Modelle, die audiophile HiFi-Liebhaber aufgrund ihrer Klarheit begeistert haben – wie zum Beispiel der Sennheiser HD598, den wir heutzutage gerne zum Musikhören benutzen.
Unsere Ansprüche an Sennheiser sind daher schon aus guter Erfahrung immer gehoben, auch als wir ganz frisch ein Exemplar des Sennheiser PC 373D auf unseren Tisch bekamen. Daher haben wir in diesem Sennheiser PC 373D Test das neue Headset auf Herz und Nieren geprüft!
Sennheiser PC 373D Test:
Features des Headsets
Trotz Vorliebe für deutsche Audio-Hersteller kehren wir natürlich bei der Bewertung zu unserer gewohnten nüchternen Neutralität zurück. Daher zunächst ein Blick auf die Features des Sennheiser PC 373D:
7.1 Surround-Simulation: | Zum Glück versucht Sennheiser nicht, viele kleine Klangtreiber für 7.1/5.1 in die Ohrmuschel zu verstauen: Ein großer Klangtreiber pro Seite sorgt für normalen Stereosound, der dann durch eine 7.1-Simulation zu Raumklang verhelfen soll. |
Offene Konstruktion: | Die Kopfhörer sind ohrumschließend, aber in offener Bauweise konstruiert (d.h. nicht isolierend gegenüber der Außenwelt). Wir bevorzugen die offene Bauweise, da diese sich im Langzeitbetrieb meistens angenehmer anfühlen und die meisten offenen Kopfhörer im „normalen“ Preissegment auch besser klingen. |
XXL-Samtpolster: | Statt Kunstleder verwendet Sennheiser einen angenehmen Samt-Werkstoff, mit dem man in Verbindung mit der offenen Bauweise einen kühlen Kopf beim Zocken bewahrt. |
Noise-Cancelling Mikrofon: | Das Mikrofon ist uni-direktional und verwendet eine Noise-Cancelling-Technologie, die Umgebungsgeräusche mit einer invertierten Phasenlage ausblenden soll – dadurch hört man in Skype-Calls dann im besten Fall nur euch anstatt des ganzen Büros um euch herum. |
USB-Anschluss: | Das Sennheiser PC 373D wird mittels USB-Anschluss an den Computer angeschlossen. Ein Anschluss via 3,5mm-Klinke ist zwar möglich, dazu muss aber der entsprechende Adapter von Sennheiser für 20€ gekauft werden (da der Anschluss am Headset sehr speziell geformt ist). Auch wenn USB „in Ordnung“ ist, so wäre es schön, wenn das Klinkenkabel gleich mit dabei wäre und nicht als Aftersale verkauft werden würde. |
2 Jahre Sennheiser-Garantie | Immer gut, aber leider nicht der Normalfall in der Branche: Sennheiser gibt eine Garantie von zwei Jahren auf das PC 373D. |
Sennheiser PC 373D:
Optischer Eindruck & Haptik
Also, ran an die bewährt schicke Sennheiser-Box! In der Box findet man das eigentliche Headset (Danke, Captain Obvious), zwei kleine Beschreibungen und die beiden Verbindungskabel.
Das PC 373D ist gänzlich in schwarz gehalten, lediglich das Innere der Ohrmuscheln und ein paar Akzente auf dem Mikrofon setzen sich in rot ab. A propos Ohrmuscheln: Das Material der Ohrpolster fällt gleich positiv auf, da es durch die samtige Oberfläche sehr angenehm an der Haut wirkt. Andere Hersteller verarbeiten hier Kunstleder (wird schnell sehr warm) oder Mesh-Stoff (gut, aber etwas „rauher“). Auch beim ersten Anprobieren des Headsets liegen die Ohrmuscheln sehr angenehm auf den Ohren auf, auch bei längerem Tragen wirkt das PC 373D leicht und „zwickt“ nirgends. Bei der Materialwahl für die Polsterung hat Sennheiser ganze Arbeit geleistet.
Bei den anderen Materalien sind wir nicht vollständig glücklich: Auch wenn alles in elegantem schwarz gehalten ist, so besteht am Headset alles (bis auf den sehr eleganten Mikrofon-Arm) aus dem gleichen, matten Plastik. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, aber dadurch wirken manche Elemente doch etwas günstiger, als sie eigentlich sind. Kurz zum Vergleich: Das neue LucidSound LS30 arbeitet hier mit gebürstetem Aluminium als Grundkonstrukt, das in Abwechslung mit Plastikelementen doch etwas hochwertiger wirkt. Zum Beispiel hätte man wie beim Sennheiser GameZero doch ein paar farblich abgesetzte Metall-Elemente einbauen können, um in Punkto Design mehr Punkte zu sammeln. Besonders die Aufhängung der jeweiligen Ohrmuscheln könnte durch den Einsatz von Aluminium weitere Stabilität gewinnen – so ist dies zum Beispiel beim Corsair Void gelöst, dessen Bügel genau dort komplett aus Metall konstruiert sind.
Das ist in punkto Optik & Haptik jedoch unser einziger Kritikpunkt – sonst wirkt alles sehr solide, nichts klappert oder hat Spiel. Schön ist das sanfte Einrasten des Mikrofonbügels, der beim Hochklappen automatisch deaktiviert wird. Das größte Plus ist jedoch der Tragekomfort: Durch die Polsterung und die großen Ohrmuscheln liegt das Sennheiser PC 373D äußerst angenehm auf dem Gamer-Kopf auf, und die offene Konstruktion ist im Gegensatz zu vielen anderen Headsets schön „luftig“.
Sennheiser PC 373D Test: Der Soundcheck!
Das wichtigste bei Kopfhörern und Headsets ist naturgemäß der Sound, den man natürlich vor dem Kauf nur sehr schwierig beurteilen kann. Ebenso haben heutzutage viele Tester leider nicht unbedingt die geschulten Ohren, um hochwertige HiFi-Qualität überhaupt zu erkennen. Da kommt unsere Studiovergangenheit natürlich immer ganz recht, da wir alle Headsets durch die gleiche Testumgebung schicken.
Nach Anschluss des Sennheiser PC 373D sollte man direkt die Software installieren, da diese dann Zugriff auf Zusatzfunktionen wie Equalizer und Noise Reduction eröffnet. Wir haben zunächst den Equalizer wie gewohnt deaktiviert, um das möglichst reine Audiosignal mit verschiedenen FLAC-Musikdateien gegen mehrere andere Headsets im A-B-Vergleich antreten zu lassen.
Und hier fängt das Sennheiser PC 373D nach leichten Schwächen bei der Haptik an so richtig zu glänzen: Besonders bei deaktiviertem Equalizer ist der Sound wunderbar definiert, selbst komplexe Klangstrukturen werden sehr sauber aufgelöst. Die Stereoklänge werden sauber getrennt und liegen präzise im Raum, ohne dass irgendwo eine Spur von Matsch oder dumpfen Frequenzen zu identifizieren ist. Hier liegt oftmals eine Schwäche von Gaming-Headsets, die durch überhöhte Höhen und Bässen über Schwächen in der Mittendefinition hinwegtäuschen möchten. Pink Floyds „Shine on you crazy Diamond“ (FLAC) klang zum Beispiel exzellent und jedes kleine, aus Studiomonitoren gewohnte Detail kam wunderbar im Mix zum Vorschein. Die 7.1-Simulation ist ebenso gut: Im Test mit Call of Duty und Rainbow Six war die Ortung dank klarer, neutraler Wiedergabe recht präzise. Hut ab, Sennheiser!
Danach haben wir den Equalizer ausprobiert, der bei der Software inkludiert ist – dort wartet zwar kein Mehrband-EQ, aber drei ausgewählte Presets. Das „Music“-Preset war noch ganz interessant, da es die Höhen im Gesamtmix etwas zurücknimmt – und dadurch bei schrillen Passagen etwas die zu heftige Brillanz in den oberen Frequenzen nimmt. Das nimmt im Beispiel Pink Floyd die hohen Frequenzen des Gitarrensolos von Gilmour etwas in den Hintergrund (Blasphemie!) – klingt zwar immer noch gut, wir persönlich bevorzugen aber das neutrale Signal. Ebenso gibt es ein „Game“-Preset (ganz OK) und ein „eSport“-Preset (komisch, weil komplett ohne Bass) die zwar eine nette Spielerei sind, von uns aber in der Praxis nicht genutzt werden (da für uns nichts über den neutralen Klarklang geht). Schade ist nur, dass mit dem Standard-Lieferumfang nur ein Anschluss via USB möglich ist – wodurch eure eventuell hochpreisige Soundkarte nicht genutzt werden kann. Hier fehlen dann die entscheidenden Prozentpunkte zum absoluten Spitzenwert.
Sennheiser PC 373D Test: Fazit & Bewertung
Sennheiser gibt sich mit dem PC 373D in punkto Sound überhaupt keine Blöße: Im Bereich der Gaming-Headsets macht man seinem historisch schon immer angesehenen Namen alle Ehre und liefert ein Produkt im Spitzenfeld. Wer neben dem Zocken noch gerne Musik in ansprechender Qualität hört, wird mit dem PC 373D auf jeden Fall glücklich. Leichte Abzüge gibt es für uns nur für die Materialwahl (bitte das nächste mal die Bügel aus Metall) und für das nicht inkludierte Klinkenkabel (sollte für den Preis wie bei der Konkurrenz inkludiert sein). Wer ein Premium-Headset mit entsprechender Soundqualität sucht, wird mit dem Sennheiser PC 373D glücklich werden!