Es ist nun in etwa 8 Jahre her als ich das letzte Mal eine Gaming-Maus mit Gewichtemanagement in der Hand hatte – die G5 von Logitech. An sich eine gute Maus mit der ich mich damals durch das dritte World of Warcraft Add-On „Wrath of the Lich King“ gegrindet hatte, nur war die Gewichtskassette an der Unterseite semi-gut verbaut so dass sich eben diese bereits nach kurzer Zeit immer wieder aus dem Scharnier befreite. Wie man eine Maus mit Gewichtemanagement anders als mit Kassette konzipieren kann beweist nun der taiwanesische Hersteller EpicGear mit der ZorA Gaming Maus. Im nachfolgenden Test habe ich das gute Stück für Euch unter die Lupe genommen.
EpicGear ZorA Test: Erster Eindruck
Die EpicGear ZorA Gaming Maus sowie das Gryphuz Gaming Mauspad, welches ich zum Testen der Maus verwendet habe, kommen in einer aufwändig designten Box geliefert. Die roten bzw. korallenen Unternehmensfarben von EpicGear setzen die Highlights auf beiden Verpackungen. Insbesondere bei der ZorA wurde sich hier Mühe gegeben und den Karton mit einer schmucken Klappöffnung versehen so dass ihr auch im Einzelhandel bereits einen Blick auf den Inhalt werfen könnt. Neben der Maus befindet sich ansonsten noch ein Quickstart-Manual im typischen Coral-Red in der Packung. Meiner Meinung nach ein gelungener Produktauftritt!
Die Maus selbst macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Die Hartplastikschale ist symmetrisch und wird auf beiden Seitenteilen durch Gripflächen ergänzt – sehr löblich! Neben der linken und rechten Maustaste (OmNomNom Omron-Switches!) befinden sich noch zwei Seitentasten auf der linken Hälfte sowie zwei kleinere Buttons unterhalb des Mausrads. Die Seitentasten sind für meinen persönlichen Geschmack nicht hundertprozentig perfekt platziert und auch etwas zu klein um schnell und treffsicher mit dem Daumen zu agieren. Dies kann aber von Hand zu Hand unterschiedlich ausfallen. Schade ist dass es sich zwar um ein symmetrisches Design handelt, jedoch auf der rechten Seite keine Tasten platziert wurden, wodurch sich die Maus nur bedingt für Linkshänder eignet. Nicht ganz zu Ende gedacht eventuell.
Das Mausrad ist exzellent verarbeitet, klappert nicht und hat relativ gute Einrastpunkte womit eine präzise Steuerung möglich sein sollte (zudem lässt sich in der Software auch die Geschwindigkeit des Mausrads steuern). Als besonderen Hingucker ist das Mausrad der EpicGear ZorA auch noch beleuchtet, wenn auch leider nur in 5 möglichen Farben (Blau, Grün, Violet, Rot & Gelb). Die Steuerung für die Beleuchtung, welche eigentlich als Profilindikator dient, wird standardmäßig über den darunter liegenden Button durchgeführt. Eine DPI-Stufen-Anzeige samt Button befindet sich wiederum direkt darunter. Beide Buttons wurden gut platziert, auch wenn der DPI-Button größer hätte ausfallen können (z.B. wie bei der Mionix Castor) damit man schneller bzw. komfortabler in den Zoom-Modus wechseln kann.
Nun hatte ich ja bereits zu Beginn des Artikels erwähnt, dass die Maus ein Gewichtemanagement integriert hat und dieses wurde tatsächlich auch recht intelligent gelöst. Die Oberschale hinter den beiden Haupttasten lässt sich von der Unterseite mit dem Fingernagel recht einfach abnehmen und unter der Haube befinden sich neben der roten LED für die Logobeleuchtung ein Fach für 4 Gewichte. Die Gewichte lassen sich ebenfalls mit dem Fingernagel aus ihrer Vorrichtung lösen, wenn auch etwas beschwerlich (schwächere Fingernagelakrobaten sollten hier vielleicht zu einer kleinen Zange greifen). Man kann nun also nach Gutdünken das Gewicht der Maus in 5-Gramm-Schritten auf die eigene Präferenz anpassen indem man Gewichte rausnimmt oder eben wieder reinsteckt. Funktioniert soweit einwandfrei. Persönlich habe ich mich für alle 4 Gewichte entschieden, da sich die Maus so schön wertig anfühlt und ich natürlich meine Handmuskeln stärker trainieren kann (Ironie). Bei 110 Gramm Leergewicht komme ich so also nach Adam Riese auf 130 Gramm Kampfgewicht.
Das mitgelieferte Kabel misst 1,8 Meter in der Länge und ist zum Glück wie man es auch vom EpicGear SonouroZ Headset kennt im schicken, schwarz-roten Textilmantel eingekleidet. Die Unterseite der Maus ist komplett im korallenen Rot gehalten, was mir persönlich sehr gut gefällt, da es im Kontrast zum schwarzen Upper ein wenig so wirkt als hätte die Karosserie eine Unterbodenbeleuchtung (Swah!). Interessanter für uns Gamer sind, allerdings die Gleitflächen, welche an Bug und Heck angebracht wurden und natürlich aus flottem PTFE bestehen. Ich bin insgesamt, bis auf die wenigen erwähnten Schwächen, recht überzeugt von Gestaltung und Verarbeitung der EpicGear ZorA, besonders die intelligente Lösung für das Gewichtemanagement ist den Taiwanesen gut gelungen.
EpicGear ZorA Test: Technische Features
Sensor | ADNS-3050 Sensor |
DPI | 3.500 DPI |
Polling-Rate | 125 bis 1000Hz (1ms) |
Tasten-Anzahl | 7 Tasten (6 programmierbare Tasten) |
Beleuchtung | rotes Backlight Logo und 5 Farbprofile für Mausrad |
Software | Umfangreiche Einstellungen möglich (ZorA GUI) |
Lift-off-Distance (LoD) | nicht konfigurierbar, 2mm |
Switches | Omron Switches (10M Klicks Version!) |
Angle-Snapping | nicht änderbar |
Noch ein Stück weiter unter der Haube finden wir dann den Sensor der EpicGear ZorA. Hierzu wurde nichts offizielles veröffentlicht, aber wir haben herausgefunden, dass es sich um einen Avago ADNS-3050 handelt. Dieser Sensor ist ein eher älteres, günstigeres Modell, was zwar keine Mausbeschleunigung hat, dafür aber ein integriertes Angle Snapping (mögen viele von uns ja nicht so gerne) und auf höheren DPI-Stufen (über 1.000) auch mal zu Jittering-Effekten führen kann. Die angepriesenen 3.500 DPI würden wir so also nicht unbedingt prominent auf die Packung platzieren. Nun ja, beim Sensor wäre definitiv mehr rauszuholen gewesen, scheinbar musste in dieser Komponente gespart werden um den Verkaufspreis zu rechtfertigen.
Anders als beim Sensor wurde bei den Switches nicht gespart. Wir bekommen hier auf rechter, linker sowie Mausradtaste die wunderbaren japanischen Omron-Switches verbaut und dazu nicht in der Standardversion, sondern in der 10M-Klicks-Edition! Hervorragende Wahl! Für die beiden Seitentasten wurden Kailh-Switches aus China gewählt, zu denen ich Euch ehrlich gesagt nicht viel erzählen kann außer das sie funktionieren.
Die Maus hat allerdings noch einiges mehr zu bieten als Tasten & Sensor, denn EpicGear liefert Euch speziell für die ZorA eine eigene Software. Hier lassen sich einige Einstellungen vornehmen:
a) DPI-Profile
Wie bereits erwähnt könnt ihr mit der Taste direkt unterhalb des Mausrads zwischen euren Profilen wechseln. Vorher könnt ihr dieses in der hauseigenen Software einstellen. Das DPI-Profil lässt Euch 4-Stufen für eure bevorzugten Settings wählen, so könnt ihr später je nach Spiel oder Anwendung Euer Profil switchen. Kennt man natürlich auch von der Konkurrenz, aber EpicGear hat dies ebenfalls wunderbar gelöst.
b) Button-Assignments
Für insgesamt 6-Tasten habt ihr die Möglichkeit eigene Zuweisungen zu wählen, wie z.B. Makroaufruf, Doppelklick, Triple-Klick, Profilwechsel oder sonstiges. Gespeichert wird das ganze dann ebenfalls in eurem Profil und kann demnach von Spiel zu Spiel unterschiedlich belegt werden.
c) Polling-Rate & Mausrad-Geschwindigkeit
Die Polling-Rate könnt ihr ebenfalls zwischen 125Hz und 1000Hz frei anpassen. Gut das EpicGear auch hier den Profi-Standard mit 1000Hz anbietet. Die Mausrad-Geschwindigkeit war mir persönlich zwar nicht besonders wichtig, dem ein oder anderen könnte dieses Feature aber eventuell nützlich erscheinen. Neben diesen beiden Einstellung lässt sich auch eine Mauszeigerbeschleunigung aktivieren, worauf wir aber natürlich verzichten. Was fehlt ist eine variable Lift-Off-Distance (2mm ist auch relativ hoch und für manche CS:GO low-sense Spieler nicht geeignet) – könnte man in einem Update eventuell nachbessern.
Zwei weitere Features die sich durch Software in der Maus steuern lassen sind der AFM-(Away-From-Mouse) sowie der Lock-Down-Modus. Ich kannte dies bisher noch nicht als extra beworbenes Feature, fand es aber ganz nett und sogar teilweise hilfreich. Kommen wir zunächst zur Spielerei: der AFM-Modus ist natürlich nicht kriegsentscheidend im Spiel, aber irgendwie detailfreudiges Beiwerk. Führt ihr eine Weile keine Bewegung (standardmäßig 20 Sekunden) durch seid ihr AFM und das Mausrad leuchtet sich smooth durch die RGB-Farben. Sobald ihr den Betrieb wieder aufnehmt switched die Farbe wieder zu Eurem Profil zurück. Ganz cool, aber Spielerei.
Besser ist da doch der sogenannte Lock-Down-Modus. Wenn ihr die DPI-Taste für 3 Sekunden gedrückt haltet kommt ihr in den Lock-Down-Modus. Dies ist ein wenig vergleichbar mit dem Gaming-Modus wie man es zum Beispiel von der Razer BlackWidow kennt – aktiviert man den Modus wird die Windowstaste deaktiviert. Bei der EpicGear ZorA wird der Profil- sowie der DPI-Wechsel inaktiv geschaltet so dass man in der Hektik nicht aus Versehen ins falsche Profil wechselt. Ebenfalls nicht zwingend notwendig, aber ich erfreue mich einfach an solch kleinen durchdachten Details! Well done boys!
EpicGear ZorA Test: Fazit
Im Spiel wie auch vor dem Auge macht die EpicGear ZorA Gaming-Maus eine gute Figur. Wer eine Maus mit Gewichtemanagement sucht sollte sich den asiatischen Nager definitiv näher ansehen. Ansonsten würde ich die Maus Palmgrip- und Clawgrip-Spielern empfehlen die nicht all zu tief in die Tasche greifen möchten, aber dennoch ein beeindruckendes Feature-Set geboten bekommen wollen. Hier hat EpicGear tatsächlich gut vorgelegt – denn für rund 45 Euro bekommt ihr hier Features die manch eine 70-Euro Maus nicht inne hat. Auf der anderen Seite müsst ihr euch aber mit dem etwas veralteten 3050 Sensor von Avago begnügen. Hier muss jeder selbst entscheiden was ihm wichtiger ist. Preis-Leistung ist hier aber fast nicht zu toppen. Glückwunsch nach Taiwan zu einer Gaming Maus die in sehr vielen Bereichen überzeugen kann und dazu noch einen fairen Preis aufruft.